Was versteht man unter Gerichtsdolmetschen?

Das Gerichtsdolmetschen beinhaltet sämtliche Tätigkeiten eines Dolmetschers bei Gericht – bei Anhörungen, Schnellverfahren, einfachen und mehrtägigen Verhandlungen oder auch im Rahmen von zugeschalteten Telefon- der Videokonferenzen.

Die Heranziehung eines Dolmetschers ist dann erforderlich, wenn eine Partei oder andere Prozessbeteiligte der Sprache nicht mächtig sind. Gemäß deutschem Recht steht jedem sprachunkundigen Ausländer die Unterstützung durch einen Dolmetscher in seiner Sprache zu, um sein Recht auf rechtliches Gehör zu sichern.

Diese Einsätze können beim Amtsgericht, Landgericht oder Oberlandesgericht stattfinden, beim Ermittlungsrichter, Haftrichter oder der Staatsanwaltschaft, beim Arbeitsgericht und Landesarbeitsgericht, Sozialgericht und Landessozialgericht, oder dem Verwaltungsgericht.

Was ist die Aufgabe eines Gerichtsdolmetschers?

Seine Aufgabe besteht nicht nur darin, das in der Verhandlung gesprochene Wort, wie z. B. Erklärungen, Aussagen etc. zu verdolmetschen, sondern auch juristische Schriftsätze wie Anklageschriften oder andere gerichtliche Entscheidungen und Verfügungen, oder verfahrensrelevante Erklärungen mündlich zu übertragen.

Der Dolmetscher agiert also hier als Sprachmittler zwischen den verschiedenen Verfahrensbeteiligten: bei Strafverfahren dem/den Angeklagten, Richter, Verteidigern, Staatsanwälten und eventuellen Zeugen. Bei Zivilprozessen zwischen den Parteien, Parteienvertretern, dem Richter, Zeugen und Sachverständigen.

justiz-uebersetzungen

Wo finde ich einen vereidigten Gerichtsdolmetscher?

Für allgemein vereidigte oder beeidigte Dolmetscher gibt es ebenso wie für ermächtigte und beeidigte Übersetzer eine Informationsplattform für alle in den einzelnen Bundesländern registrierten allgemein beeidigten, öffentlich bestellten Dolmetscher und allgemein ermächtigten Übersetzer.

Diese besteht aus Datenbanken der Justizverwaltungen, aufgeschlüsselt nach Sprachen, Bundesland, Ort und Gericht. Auf sie kann jeder, der einen beeidigten Dolmetscher sucht, zurückgreifen. Die dort aufgelisteten Dolmetscher führen eine nach jeweiligem Landesrecht festgelegte Bezeichnung („z. B. öffentlich bestellter und vereidigter Dolmetscher“ o.ä.).

Darüber hinaus greifen Kunden gerne auch auf die Unterstützung eines professionellen Sprachdienstleisters zurück, der aufgrund der Beschäftigung einer Vielzahl von vereidigten Gerichtsdolmetschern für verschiedenste Sprachen alle Dolmetscher aus einer Hand bieten kann.

Übersetzungsbüro Engin GmbH stellt Ihnen jederzeit einen Gerichtsdolmetscher zur Verfügung. Melden Sie sich dazu gerne telefonisch oder per Mail.

Welche speziellen Anforderungen muss ein Gerichtsdolmetscher erfüllen?

Wie auch bei allen anderen professionellen Dolmetschtätigkeiten gehören dazu vor allem perfekte Kenntnisse der angeforderten Sprache durch Muttersprachlichkeit einerseits und eine mehrjährige Ausbildung als Dolmetscher andererseits. Darüber hinaus jedoch auch umfassende Kenntnisse der:

  • lokalen Gesetzgebung
  • des ausländischen Rechtssystems
  • Sachkenntnisse im:
  • Strafrecht
  • Zivilrecht
  • Arbeitsrecht
  • Sozialrecht
  • Hintergrundwissen zu länderspezifischen kulturellen und sozialen Regeln und Gebräuchen
  • Beherrschung der üblichen Übersetzungs- und Dolmetschtechniken wie
  • Stehgreif- bzw. vom-Blatt-Übersetzen
  • Konsekutivdolmetschen
  • Simultandolmetschen
  • Flüsterdolmetschen

Neben diesen sprachlichen und fachlichen Kompetenzen gehören dazu noch:

  • Integrität
  • Neutralität
  • Schweigepflicht

Allgemeine Beeidigung als Dolmetscher bei Gericht

Jeder Dolmetscher, der bei Gericht tätig werden möchte, muss vereidigt sein, d.h. einen Eid geleistet haben, dass er treu und gewissenshaft übertragen wird. Dieser Eid muss vor jeder Hauptverhandlung oder auch jedem Vorverfahren geleistet worden sein.

Um das Prozedere zu vereinfachen und eine Einzelvereidigung vor jedem Verfahren zu vermeiden, wurde ein allgemeines Beeidigungsverfahren eingeführt, mit dem Dolmetscher dauerhaft allgemein beeidigt werden. Bei Heranziehung dieser sog. öffentlich bestellten und beeidigten Dolmetscher genügt vor Gericht oder im Ermittlungsverfahren die Berufung auf den bereits geleisteten Eid. Die im Rahmen eines solchen Verwaltungsverfahrens erfolgte öffentliche Bestellung ermöglicht gleichzeitig auch eine vorherige Prüfung der Qualifikation der Dolmetscher, da diese vor einer Beeidung entsprechende Qualifikationsnachweise erbringen müssen. Und zwar hinsichtlich:

Persönlicher Eignung - nachzuweisen durch Führungszeugnisse und SCHUFA-Bescheinigungen

Fachlicher Eignung - nachzuweisen durch Ausbildungsnachweise und/oder Tätigkeitsnachweise

Wie werden Gerichtsdolmetscher vergütet?

Die Vergütung eines Gerichtsdolmetscher wird durch das JVEG (Justizvergütungs- und Entschädigungsgesetz), dem Gesetz über die Vergütung von Dolmetschern, Übersetzern. Sachverständigen geregelt.

Wer trägt die Kosten für einen Gerichtsdolmetscher?

Bei Strafprozessen
Hier trägt die Kosten für einen Dolmetscher auch im Falle einer Verurteilung in der Regel die Staatskasse. Die Kosten werden nur dann dem Angeklagten auferlegt, wenn er sie schuldhaft verursacht hat.

Bei Zivilprozessen
Hier wird die dem Dolmetscher auszuzahlende Vergütung als Gerichtskostenauslage auf die allgemeinen Verfahrenskosten aufgeschlagen. Diese sind von der unterlegenen Partei zu tragen.